Ende Mai sind wir nach Terschelling in den Niederlanden gereist, um in der ältesten Kirche der Insel zu singen und das Herkunftsland unserer Mitsängerin Gerda auf diesem wunderbaren Flecken Erde vor der Nordseeküste besser kennenzulernen. Was für eine intensive Erfahrung!
Die westfriesische Insel ist ein beliebtes Urlaubsziel mit viel Wind und 5000 Einwohnern, drei Dialekten, vier Chören und unzähligen Tieren. Die Anreise mit Zug, Fähre ab Harlingen Haven und die letzten 10 Kilometer auf Fietsen (Fahrrädern) war lang und abenteuerlich, aber es hat sich gelohnt: Terschelling ist ein Naturparadies, scheinbar fernab von den Sorgen und Konflikten dieser Welt.

Die Insel besteht zu großen Teilen aus einem Naturschutzgebiet mit zahllosen Wattvögeln und knuffelzachte (knuddeligen) Robben, daher ist sie nur wenig bebaut. Wir fanden einen 30 Kilometer langen und bei Ebbe bis zu einem Kilometer breiten, weißen Traumstrand mit jeder Menge Waddenkokkels (Wattmuscheln) und kaum Touristen vor. Wir waren so beglückt von der wunderschönen Landschaft, dass wir erst nach und nach die Spuren der Geschichte entdeckten: Die Insel hatte im Zweiten Weltkrieg eine strategisch wichtige Lage; Reste des Atlantikwalls und Bunker, die die deutschen Besatzer zur Abwehr der Alliierten errichtet hatten, verstecken sich im Wald und in den Dünen. Unsere schöne Unterkunft, ein Volkshochschulheim mitten im Wald, wurde auf Bunkern erbaut. Das „Wrakkenmuseum“ in der Nähe zeigt zahllose kuriose Fundstücke aus Schiffen, die vor der Insel sanken.
Unsere Tage waren gefüllt mit Proben, Flashmobs am Hafen zur Werbung für unser Konzert, Wattwanderung und vieeeel Radfahren quer über die Insel. Den Schlaf nach nächtlichem Musizieren mit gesangsfreudigen Niederländern in unserer Unterkunft holten einige von uns am nächsten Tag im warmen Sand am Strand nach.

Am Konzertabend fragten wir uns in der hübschen mittelalterlichen Kirche in Hoorn, wieviel Publikum wohl in das Konzert eines unbekannten deutschen Chores kommen würde, zumal zur selben Zeit ein wichtiges Ruderevent am Hafen stattfand – und waren überrascht zu sehen, dass nur wenige Kirchenbänke frei blieben. Unsere niederländischen Arrangements wie «Pastorale» brachten das Publikum in Bewegung, ebenso die Stücke mit Gitarren- und Klavierbegleitung. Die hervorragende Akustik des Kirchenschiffs berauschte uns regelrecht beim Singen. Bevor es zurück nach Potsdam ging, machten einige noch in der Cranberrylekkerenijmakerij (Cranberry-Delikatessen-Manufaktur) Halt, um lekkere Souvenirs aus den kleinen roten Beeren mitzunehmen. Wie können vier Tage nur so schnell vorbeigehen?






